»Wirst du nun davon glücklich, von dem Feminismus, fragt
jemand.
Na ja, nein, manchmal, sage ich zögernd. Glücklich?
Einfacher ist es sicher nicht. Wir überfordern uns regelmäßig
durch unsere eigenen Ideale, bringen davon noch wenig zustande.
Sisterhood is powerful - it can kill you. Und doch können
wir nur weiter vorwärts, wir können nicht mehr zurück.
Auch die Abtrünnigen, die die Ideale nicht leben können,
machen weiter. Auch ich mache weiter, wenn ich mich einige Zeit
zurückgezogen habe, um mich zu erholen. Laßt uns Geduld
miteinander haben und uns ehrlich die Dinge eingestehen, die wir
noch nicht können. Aber wir sollten uns nicht schämen.
Sentimental, sage ich, während ich meinen Kritikern in die
Augen schaue, sicherlich, ich bin sentimental, ich weine bei Filmen.
Ich verstecke meine Verletzbarkeit manchmal hinter einer dünnen
Schicht Zynismus.
Überempfindlich, zu emotional, vielleicht sogar paranoid.
Ich sehe wie in grellem Scheinwerferlicht, zehnfach vergrößert,
die täglichen Details des Schmerzes anderer Frauen. Ich habe
keine Abwehr mehr dagegen, keine Scheuklappen, ich sitze mittendrin
wie ein Muscheltier ohne Schale. Selbstmitleid? Sicher. Ich kann
in Selbstmitleid schwimmen. Nachtragend? Auch das.
Aber keine Scham. Die Scham ist vorbei."